Duoausstellung mit Martin Steininger im Museumspavillon der Stadtgalerien Salzburg, 2022
„Die Eindrücke des Tages bleichen aus, zeichnen sich leise nach. Gestapelte Eierkartons, unweit davon ihre ausgegossene Negativform als weiche Plastik. Farben und Formen, die sich wiederholen und Verbindungslinien ziehen, von der Malerei zu den Plastiken und wieder zurück, sodass sich das Gehen im Raum wie ein Eintauchen in ein feinsinnig komponiertes Gebilde anfühlt. Das sich zart aufspannt und einen auch als Rezipierenden miteinschließt, indem es sich unter Stoff tauchen, Glasflügel bewegen oder durch Scheiben und Fasern schauen lässt. Wie durch eine schützende Membrane, eine zweite Haut. Was sich zeigt, ist ein Spiel des Verhüllens und Freigebens. Ein Oszillieren zwischen Bildgrund und Oberfläche. „Nicht als Schleier oder Schirm stellt sich das Bild vor den Grund. […] Die doppelte Grenze des Bildes, seine Ablösung und sein Umriß bilden in einem Zug den Schutz gegen den Grund und eine Öffnung darauf“, schreibt Jean-Luc Nancy in Am Grund der Bilder. […] Die Bilder am Grund des Beckens verschieben sich unter den feinen Fasern und Ablagerungen, die am Wasser treiben. Wie ein
Imkergewand hängt ein bemaltes Gewebe von der Decke, unter das sich treten lässt, wie unter eine schützende Kuppel, indem man sich selbst verhüllt, während sich zugleich der Raum entzieht.
Membrane, durchlässig für die Bilder, die ihre Fasern bereithalten.
Der Blick in den Raum, wie der Blick nach dem Aufwachen, wenn der
Schlaf noch als Schleier vor den Augen hängt. Die Augen, verklebt
mit Dreiecken aus Luftpolsterfolie. Isabell Rauchenbichlers
Wachsdreiecke als eine Dopplung der Struktur des Fensters, die
sich als Schattenbild auf dem Boden abzeichnet, als ein Wiederaufnehmen und Weiterspinnen. Eingelassen in fluoreszierende
Farbe, zerfransen die Formen im Dunkel. Ephemer spannen sich
Narrative auf, die ins Traumhafte gleiten.“ 1
Anna Maria Stadler
1 Aus dem Text zur Ausstellung Isabell Rauchenbichler & Martin Steininger „Die Augen bleichen dann immer gleich aus …“ im Museumspavillon der Stadtgalerien Salzburg, 2022
Titelbild: Herman Seidl
Bild 3, 14: Christian Ecker // Bild 11, 20: Herman Seidl






















